Wie wertvoll ist da so ein Handbuch, wie es uns Mandy Stobbe in der ersten Ausgabe unseres Online-Formates „Mehrwert“ vorgestellt hat. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg untersucht sie seit 2022 Beteiligungsformate in den deutschen Braunkohlerevieren. Die Besonderheit: Kunst, Design und Medien spielen eine wichtige Rolle innerhalb der Methoden und Formate. Das Team um Mandy Stobbe setzt auf Community Based Research. Das bedeutet, dass sowohl die Forscherinnen und Forscher als auch die Beforschten den Prozess mitgestalten und in jeden Schritt einbezogen sind.

Noch mehr Beteiligung und Austausch dank Social Design
Die Zwischenergebnisse des Prozesses sind die Grundlage für Social Design, mit dem sich Studenten von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle beschäftigen. Sie verwandeln Anekdoten, Randgeschichten oder konkrete Ergebnisse aus dem Forschungsprozess in Gegenstände oder Gemälde. Ein Beispiel ist das rollende Archiv mit dem Namen „Flöz 3000“ – ein Wagen mit Fotos und Erinnerungsstücken aus der Tagebautradition, die Teilnehmende innerhalb des Prozesses mitgebracht hatten. Ein Flöz ist eigentlich eine ausgedehnte Ablagerung von Rohstoffen – in den Kohlerevieren ist das die Kohle.

Im „Flöz 3000“ sind es Dokumente und Fotos, die Geschichten aus der Region bewahren. Mit diesem Gegenständlichen und anderen Kunstwerken wollen Mandy Stobbe und ihre Kolleginnen und Kollegen erreichen, dass auch über die Ergebnisse des Forschungsprozesses Austausch und Diskussion entstehen.

So wollten die Forschenden zum Beispiel von Kindern und Jugendlichen wissen, was ein Flöz ist. Die meisten kannten den Begriff nicht und versuchten trotzdem, ihn zu erklären. Daraus sind wiederum Zeichnungen entstanden, die in einer Ausstellung zu sehen waren.

Stadtspaziergang, Picknick oder Radiosendung
Ebenfalls ein tolles Format: Auf einer Karte im Schaufenster eines leeren Ladengeschäftes in Zeitz konnten Bewohnerinnen und Bewohner Plätze eintragen, die ihnen in ihrer Stadt besonders wichtig sind. Anschließend führte ein Stadtspaziergang zu genau diesen Orten. Aber auch Stadtteildinner, Picknicks, Exkursionen oder Radiosendungen standen bisher auf dem Programm. Im ländlichen Raum, wo es keine leeren Schaufenster gibt, schlägt Mandy Stobbe zum Beispiel Bushaltestellen vor. Auch das hat ihr Team schon erfolgreich getestet. Für Exkursionen von Dorf zu Dorf bieten sich ein gemieteter Bus oder eine Fahrradtour an.

Das „Flöz 3000“ ist ein rollendes Archiv der Tagebautradition und ist als Social Design innerhalb eines Forschungsprojektes entstanden. Mehr Infos gibt’s im Handbuch „Kreative Kohle“. Foto: Aya Kleine

Es geht um den gesellschaftlichen Zusammenhalt
Der Wandel der Wirtschaftsstruktur in den Tagebaugebieten bringt große Einschnitte mit sich. Austausch und Beteiligung helfen dabei, Interessen und Gefühle zum Ausdruck zu bringen und diese so zu kanalisieren, dass sich eine positive Zukunftsvision für die Region ergibt, die die Menschen in ihrem Sinne mitgestalten. Das Handbuch „Kreative Kohle“ von Mandy Stobbe und Ihren Kolleginnen und Kollegen beschreibt alle getesteten Formate und gibt jeweils Hinweise zu Aufwand, Kosten und Stolperfallen.

Der Austausch über geeignete Beteiligungs-Formate geht weiter…

  • Bereits am 6. September geht der Austausch zu ko-kreativen Beteiligungsformaten im Strukturwandel weiter – nämlich beim Überlandfestival in Görlitz, wo Mandy Stobbe gemeinsam mit anderen ein Werkstattgespräch anbietet.
  • Am 1. Oktober 2025 veranstaltet die Bürgerregion Lausitz eine Beteiligungs-Werkstatt mit Best-Practice-Beispielen in der KUFA in Hoyerswerda. Zur Anmeldung geht’s hier.
  • Am 17. Juli lädt die Bürgerregion Lausitz zum 2. Online-Format „Mehrwert“ ein. Diesmal ist Tom Hansing von der Anstiftung zu Gast. Er wird über Orte des Selbermachens und ihren Beitrag zu Beteiligung und Austausch sprechen.

Das Handbuch „Kreative Kohle“ steht hier zum Download bereit.

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