„Wir haben mehr als 3.000 Menschen direkt erreicht“
Ein Jahr Bürgerregion Lausitz liegt hinter uns. Dagmar Schmidt, die Vorsitzende unseres Trägervereins Lausitzer Perspektiven, spricht im Interview von Erfolgen und Erkenntnissen in 2023 und was daraus für 2024 folgt.
Liebe Dagmar, wie fällt dein Fazit nach einem Jahr Bürgerregion Lausitz aus?
Sehr positiv. Wir haben schnell als Netzwerk zusammengefunden und haben zügig Personal eingestellt. Deshalb waren wir sehr schnell arbeitsfähig. Das ist nicht selbstverständlich. Gleich im Juni haben wir mit „Lausitz Connect!“ eine große gemeinsame Veranstaltung auf die Beine gestellt. Die hat vieles angestoßen.
In eurem Netzwerk vereint ihr fünf eigenständige Organisationen. Wie schafft ihr es, dass ihr so gut zusammenarbeitet?
Das ist tatsächlich nicht leicht. Unsere Knotenpunkte haben ihre eigenen Rahmenbedingungen und eine eigene Logik. Das wussten wir vorher und haben deshalb intensiv daran gearbeitet, wie wir trotzdem zusammenarbeiten können. Im Februar gab’s eine intensive Klausur in Herzberg. Das war ein guter Grundstein – auch, um als Team zusammenzufinden.
Die Bürgerregion Lausitz ist inzwischen in vieler Munde. Ihr seid auf politischer Ebene oft eingeladen, euch vorzustellen und eure Standpunkte zu präsentieren. Euer Kernthema ist die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern in der Lausitz. Wie habt ihr euch dort bekannt gemacht?
Das erste Jahr diente vor allem erstmal dazu, in verschiedenen Veranstaltungen herauszubekommen, was die Menschen wollen, wofür sie sich interessieren. Das ist eine gute Grundlage für 2024. Und wenn ich mir unser Monitoring ansehe, bin ich schon beeindruckt. Das Netzwerk hat in diesem Jahr 50 Veranstaltungen durchgeführt. Darüber haben wir etwa 2.500 Menschen erreicht. In 85 Einzelberatungen hatten wir mit weiteren 408 Menschen Kontakt. Das sind insgesamt etwa 3.000 Menschen, die in ihrem Umfeld bestimmt auch von den Veranstaltungen erzählt haben. Das finde ich für ein erstes Jahr wirklich beachtlich.
Worauf führst du diesen Erfolg zurück?
Darauf, dass wir zu Beginn des Jahres sofort losgelegt haben. Dafür waren natürlich die Jahre zuvor eine gute Grundlage. Wir kannten uns schon und haben ja ehrenamtlich schon viel gemacht. Jetzt ist es professionell und unser Hauptjob. Und das macht sich bemerkbar. Unsere Türen stehen offen für Kommunen und Bürgerinnen. Wir bieten eine Struktur, in der sie sich mit Transformation und Beteiligung auseinandersetzen können. Und das spricht sich immer mehr rum.
Was habt ihr euch für 2024 vorgenommen?
Wir wollen uns weiter bekannt machen und konkreter werden. Wie erreichen wir Menschen im öffentlichen Raum? Da müssen wir auch niedrig-schwellige Angebote machen. Nicht jede oder jeder interessiert sich für unsere Veranstaltungen. Trotzdem wollen wir sie fragen, was sie sich für die Lausitz wünschen, wie sie sich einbringen wollen und wie wir sie dabei unterstützen können.
2023 hat aber auch gezeigt, dass die Erwartungen an uns manchmal sehr hoch sind. Wir müssen für uns klar kriegen, was wir wirklich leisten können, ohne zu viel zu versprechen. Und an welchen Stellen wir an Partnerinnen und Partner weiterverweisen können. Ich denke da zum Beispiel an das Coaching neuer Initiativen.
Du sagst, ihr wollt konkreter werden. Welche Themen wollt ihr angehen?
Viele Menschen fragen sich, wie sie außerhalb von Wahlen partizipieren können. Dafür wollen wir Möglichkeiten aufzeigen. Als Netzwerk wollen wir noch wirksamer werden und die Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden oder Mitmach-Initiativen intensivieren. Sie sind sehr nah an den Bürgerinnen und Bürgern dran. Das dritte Thema ist die Zukunftsfähigkeit und Enkeltauglichkeit der Lausitz. Hier wollen wir Themen setzen und bestehende Ansätze unterstützen.
Wie läuft die Arbeit in Sachsen?
Während wir in Brandenburg über das STARK-Bundesprogramm gefördert werden, läuft die Förderung dort über den Freistaat Sachsen und ist deutlich kleiner ausgefallen. Leider merken wir das auch. Wir hatten in der Niederlausitz jetzt ein Jahr Zeit, um das Ohr an die Masse zu halten und uns bei den Menschen bekannt zu machen. Daraus können wir nun geeignete Formate entwickeln und haben noch drei Jahre Zeit, sie zu verstetigen. In der Oberlausitz hingegen läuft die Förderung Ende 2024 aus. Da ist sozusagen schon Halbzeit. Wirklich große Ansätze sind damit nicht möglich. Es ist schade, wenn die Mühe aus zwei Jahren dann einfach verpufft, weil sich niemand mehr im Hauptjob drum kümmern kann.
Welche Forderungen formuliert ihr für 2024?
Es wird ja ein Superwahljahr. Die Menschen am Wandel in der Lausitz zu beteiligen – das ist unsere Kernforderung und die ist auch bei vielen Verantwortlichen angekommen. Trotzdem ist mehr notwendig, um aus der Lausitz eine europäische Modell-Region zu machen. Da müssen wir uns weiterhin Gehör verschaffen und noch mehr Menschen ermutigen, sich zu beteiligen. Damit deutlich wird, dass es nicht nur die Forderung unseres Netzwerkes ist.
Herzlichen Dank, liebe Dagmar, für die Einblicke nach einem Jahr „Bürgerregion Lausitz“. Wir hoffen auf große Wirkung in 2024.